Pianonews 06 /2009

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Musikalischer Langstreckenläufer
Till Fellner
Von: Anja Renczikowski
Vor einigen Jahren wurde Till Fellner einmal gefragt, was er zurzeit lese. Italo Calvinos Essayband „Gesammelter Sand“, so ließ er damals wissen und fügte hinzu: „Was mich an diesem Buch beeindruckt, ist zunächst die Genauigkeit der Beobachtung, der staunende Blick gerade auf die unscheinbaren Dinge. Dann die Eleganz und Originalität des Denkens, das subtile Umkreisen der Gegenstände, ohne den Anspruch, sie ein für allemal erklären zu wollen.“ Heute antwortet er auf die Frage, inwieweit ihn auch außermusikalische Dinge beeinflussen, zurückhaltend: „Es ist immer schwierig, einen direkten Einfluss festzumachen, aber für mich gehört das Lesen dazu und ich kann mir nicht vorstellen, ohne das zu sein. Wahrscheinlich wird es auch in irgendeiner Weise mein Spiel beeinflussen.“ Liest man Fellners Beschreibungen über Calvinos Buch, lassen sich durchaus Parallelen ziehen. Auch er – so scheint es – liebt die beobachtende, akribische, abwägende und vorsichtige Herangehensweise. Zeit ist ein wichtiger Faktor im Leben des 1972 geborenen Wieners. Im Gegensatz zu den rasanten Karriereverläufen vieler seiner Altersgenossen hat er nichts überstürzt. „Klavierspielen“, so sagt Fellner, „ist eine langfristige Angelegenheit.“ Kontinuierliche Arbeit ist ihm wichtig. „Ich konzentriere mich möglichst auf zwei, drei Programme pro Jahr.“ Dinge wachsen zu lassen, Details zu erkennen und auch immer das Ganze im Blick zu halten, all das hat er von seinem Lehrer Alfred Brendel gelernt.