Pianonews 06 /2007
Wettbewerbsgewinner
Rafal Blechacz
Von: Carsten Dürer
Es war ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der polnischen Klaviermusik, als 2005 – nach immerhin nicht weniger als 20 Jahren – ein Pole den Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann. Diesen großen, traditionellen und nach wie vor immens renommeeträchtigen Wettbewerb zu gewinnen, bedeutet bis heute: eine Karriere auf den Bühnen dieser Welt. Ein Musikgeschichtsereignis? Nun, irgendwie schon. Denn Polen konnte in den vergangenen Jahrzehnten – trotz der grundsoliden Ausbildung von hervorragenden jungen Pianisten – nicht wirklich einen neuen Star, einen Weltklasse-Künstler hervorbringen, nicht seit Krystian Zimermann. Nun aber war da der 20-jährige Rafal Blechacz, der nicht nur den ersten Preis gewann, sondern zudem den Publikums-Preis (den vielleicht wichtigsten Preis in solch einem Wettbewerb) und weitere Sonderpreise für sich entscheiden konnte. Und wenn man einmal über die Geschichte des Wettbewerbs in Warschau schaut, dann hat dies kaum ein Künstler geschafft. Nur ein halbes Jahr später konnte er einen exklusiven Fünfjahres-Vertrag mit der Deutschen Grammophon unterzeichnen. Fast so etwas wie eine Tradition für die Gewinner der Chopin-Wettbewerbe in der Vergangenheit, aber heutzutage immer weniger eine Selbstverständlichkeit. Wir beobachteten Rafal Blechacz während der Aufnahmesitzungen zu seiner ersten CD-Einspielung in Hamburg mit Chopins 24 Préludes op. 24 und einigen weiteren Nocturnes und Mazurken und unterhielten uns mit dem heute 22-Jährigen über seine Ansichten, seine Ideale und seinen bisherigen Werdegang.