Meister fallen nicht vom Himmel

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,

neulich war ich in einem Klavierfachgeschäft, in das eine Dame kam, die anscheinend großes Interesse daran hatte, ein Instrument zu kaufen, um besser spielen zu können. Doch sie spielte halt noch nicht gut, war Anfängerin. Also fragte sie nach einem Digital-Piano, da sie dort das Instrument ja auch über Kopfhörer spielen könnte.

Was bedeutet das? Ihr war es anscheinend peinlich, dass andere im Geschäft sie hören könnten und erkennen, dass sie noch nicht so gut Klavierspielen kann. Dies ist auch der Grund, warum viele Menschen sich ein Digital-Piano kaufen, da es ihnen peinlich ist, dass die Nachbarn sie in ihren Übephasen, mit oftmals vielfachen Wiederholungen bestimmter Passagen, hören könnten. Natürlich, sind wir einmal ehrlich: Das Üben von anderen kann einem schon wirklich den letzten Nerv kosten. Doch ist es nicht so, dass noch nie ein Meister vom Himmel gefallen ist? Müssen Kinder nicht auch üben? Natürlich, aber es sind ja Kinder …

Erwachsene haben eine viel ausgeprägtere Peinlichkeitsschwelle. Sie wollen sich nicht lächerlich machen. Aber das sollte nicht so sein! Jeder muss üben, jeder muss lernen – in allen Dingen des Lebens. Nur dass man es beim Klavierspiel hören kann. Natürlich ist es für Erwachsene, die den gesamten Tag über ihrem Beruf nachgehen und erst abends zum Üben kommen, sinnvoll, sich ein Silent-Instrument mit Stummschaltung zu kaufen, damit man auch später als 22 Uhr üben kann. Aber man sollte sich davor hüten, allein mit den aufgesetzten Kopfhörern zu arbeiten, denn da geht Vieles an Gespür verloren. Und es ist so viel erbaulicher und befriedigender, wenn man den akustischen klang des Klaviers vernimmt. Und wenn dann doch noch einmal einer lächelt oder sich ein wenig abschätzig über die momentane Spielqualität äußert, bitten sie ihn doch, es besser zu machen und bieten ihm den Platz vor dem Instrument an. Schnell wird der Querulant einsehen, wie weit Sie schon sind, mit wie vielen Faktoren Sie umgehen müssen, um überhaupt eine Tonleiter spielen zu können.

Ab diesen Zeitpunkt wird Ruhe herrschen.Scheuen Sie sich nicht auch mit einem unvermuteten Publikum in die Tasten zu langen, sich zu äußern über das Instrument, spielen Sie im Klaviergeschäft ruhig auch die großen Flügel an, nur um einmal zu erleben, wie sich das anfühlt. Gleichgültig, ob sie nun nur einen Akkord mit beiden Händen ausprobieren, ob Sie eine Tonleiter oder nur einen kleine Melodie spielen. Denn was das Klavierspiel soll vor allem Ihnen selbst Spaß machen.

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