Pianonews 03 / 2023

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Authentisch in jeder Nuance

Sophie Pacini

Von: Carsten Dürer

Geboren ist Sophie Pacini in München als Kind einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters. Mit Sechs begann sie, Klavier zu spielen, mit Neun trat sie erstmals öffentlich in einem Konzert auf. Seither ist das Klavier das Zentrum der heute 31-jährigen Pianistin. Schon früh zeichnete sich ab, dass Pacini ihren Weg ohne große Klavierwettbewerbe machen wird, war sie doch bereits als Teenager mit Konzerten beschäftigt, die sie gar nicht in die Situation brachten, dass sie Hunger nach Klavierwettbewerben gehabt hätte. Ihre Ausbildung erhielt sie am Mozarteum in Salzburg. Etliche CDs hat sie veröffentlicht. Nun kommt eine weitere unter dem Namen „Puzzle“ hinzu, auf der sie Werke von Frédéric Chopin mit einigen Préludes von Alexander Skrjabin verbindet. Wir trafen Sophie Pacini, um mit ihr über ihre Gedanken zur Musik, ihren Entwicklungsweg und ihre Ansichten zum Musikgeschäft zu sprechen.

In den Januartagen, in denen wir uns treffen, ist sie unterwegs, um ihre neue CD in Interviews und Fernseh- sowie Radiosendungen zu promoten. Doch auch Konzerte stehen an, die sie spielt. Sie ist bester Laune und sofort im Thema, als ich Frage, warum sie ausgerechnet in Salzburg studierte, zuerst bei Karlheinz Kämmerling. „Zu Karlheinz Kämmerling bin ich mit acht Jahren gegangen. Damals gab es die Überlegung, ob ich zu ihm nach Hannover gehe oder nach Salzburg. Meine Eltern haben dann überlegt, dass Salzburg von München natürlich deutlich näher ist als Hannover. Zu Pavel Gililov bin ich nach sieben Jahren bei Karlheinz Kämmerling gegangen. Ich hatte überlegt, ob ich zu ihm nach Köln wechseln sollte, aber er kam dann auch nach Salzburg, so dass ich die gesamte Ausbildung in Salzburg hatte.“ Zu Pavel Gililov wechselte Pacini, als sie 15 Jahre alt war. Mit 19 hatte sie bereits ihren Bachelor-Abschluss in der Tasche. „Das war früh, aber da ich mit 10 Jahren schon an das damals neu gegründete Hochbegabtenzentrum des Mozarteums in Salzburg, das ‚Leopold Mozart Institut für Begabtenförderung‘ gewechselt war, hatte ich schon viele Fächer absolviert, die mir im Hauptstudium anerkannt wurden. Ich war dann auch die erste Absolventin dieses neuen Instituts. Ein Master-Studium hat sich dann für mich nicht mehr ergeben, da ich dann bereits bei einer Agentur unter Vertrag war und meine Konzerttätigkeit losging.“ Sie hielt noch eine Weile den Kontakt zu Gililov, doch dann „kam ja Martha Argerich in mein Leben“, wie Pacini sagt. „Ich habe aber viel von Gililov gelernt, vor allem auch, was ich will und was ich nicht will. Er war letztendlich ein Lehrer für mich, der es zugelassen hat, dass man Meinungen diskutiert. Das war bei Kämmerling anders, auch wenn er mir wirklich als Meister der Technik alle Grundlagen beigebracht hat. Aber diskutiert wurde dort eine andere Ansicht nicht.“

Martha Argerich in Pacinis Leben

Aber wenn sie sagt, dass Martha Argerich in ihr Leben getreten ist, was bedeutet das und wie passierte es? „Durch Zufall. Ich war mit meinen Eltern im Urlaub in der Heimat meines Vaters, in der Toskana. Dort gibt es einen kleinen Ort am Meer, der heißt Pietrasanta. Dort fand 2010 zum ersten Mal ein Festival statt, in dem Martha das Eröffnungskonzert spielte. Ich war schon eine große Bewunderin von ihr, seit ich pianis-tisch denken konnte. Als sie in der Philharmonie in München einmal ein Konzert spielte, bin ich auch nach dem Konzert zu ihr gegangen. Ich habe allerdings kein Wort rausgebracht, da ich so aufgeregt war.“ Als sie in Pietrasanta ihrem Vater sagte, sie wolle Martha Argerich kennenlernen, wusste dieser sich nicht anders zu helfen, als über seine Freundeskontakte bis zum Intendanten des Festivals vorzudringen, der der jungen Sophie sagte, sie solle sich einfach in die Lobby von Martha Argerichs Hotel setzen und warten, ob sie vorbeikäme. Nach einigen Stunden des Wartens war sie allerdings immer noch nicht erschienen. „Dann habe ich mir erlaubt, auf dem Flügel zu üben, der extra im Wintergarten aufgestellt worden war. Ich dachte, wenn sie mich spielen hört, wird sie schon aufmerksam werden. Sie kam also herunter aus ihrem Zimmer und war sehr schlecht gelaunt und wollte von mir nichts wissen, auch wenn der Intendant des Festivals mich angekündigt hatte.“ Pacini setzte sich wieder in die Lobby und wartete. Als sie sie dort wieder sitzen sah, wusste sie, dass sie sie nur loswerden würde, wenn sie erlaubte zu spielen. „Da fragte sie also: Was willst du spielen und dachte sicherlich, dass ich vollkommen irre sei, da ich ihr sagte, ich wolle die h-Moll-Sonate von Liszt spielen. Sie erlaubte es. Ich setzte mich an den Flügel und hatte das erste Mal das Gefühl, ich spiele um mein Leben. Ich wusste, diese Chance erhalte ich nicht noch einmal. Meine Nervosität hat sich in solch eine starke Energie umgewandelt, dass Martha ausrief, dass dies ‚fantastisch‘ wäre. Sie fragte: Was kann ich für dich tun. Ich sagte, dass ich sie nur kennenlernen wollte. Sie aber meinte, dass sie einrichten wolle, dass ich in Lugano in ihrem Festival spielen solle. Dann schlug sie vor, dass wir eine Cola zusammen trinken. Seit dieser Zeit sind wir befreundet, treffen uns immer wieder einmal. 2019 fragte sie mich dann das erste Mal, ob ich mit ihr im Duo spielen möchte.“ Ein Glücksfall, doch Pacini ist es wichtig zu klären, dass sie diese Art der freundschaftlichen Beziehung zu der berühmten Pianistin nie ausgenutzt hat. „Ich habe sie nie nach irgendetwas gefragt oder sie um irgendetwas gebeten. Und letztendlich ist es auch so, dass sie einen zwar empfehlen kann, aber die Türen für die eigene Karriere, die kann man nur selbst öffnen. Natürlich kann sie eine Art Gütesiegel sein, aber ich wollte nicht immer unter dem Flügel des Namens Martha Argerich fliegen.“
Dennoch taucht der Name Martha Argerich im-mer in Zusammenhang mit Sophie Pacinis Biografie auf, ist das dann nicht störend? „Der Name Martha Argerich wird immer von anderen verwendet, er ist nun einmal ein Gütesiegel, und ich werde immer darauf angesprochen.“ Hat sie denn Pacini irgendwann eine Art von Unterricht gegeben? „Nein, sie spielt mir eher etwas vor und fragt mich nach Tipps. Ich bin dann in einer gehemmten Position. Aber sie verlangt eine Reaktion von mir und fordert mich dann auf, dass ich das Stück spiele, das sie mir vorgespielt hat. Erst dann sagt sie etwas.“ Letztendlich ist es ein Austausch zwischen zwei Pianistinnen, die sich freundschaftlich verbunden fühlen.
Allerdings hat Argerich Pacini dann bei ihrem ersten Chopin-Album beraten. „Ich habe damals das Fantaisie-Impromptu aufgenommen und war verunsichert bei einigen Passagen. Sie empfahl mir dann die Ausgabe von Jan Ekier, in der ich eine Lösung fand. Aber vor allem hat sie viele Anekdoten zu erzählen, berichtet mir von ihren Erfahrungen auf der Bühne. Das hilft mir wirklich. Und von Anfang an sagte sie mir, dass ich auf mein eigenes Bauchgefühl hören soll und an meine ‚Handschrift‘ glauben soll. Ich sollte also versuchen, mich nicht verbiegen zu lassen.“ Dieses Credo hat Pacini eingehalten. „Das ist nicht immer einfach, auch in der Politik mit Plattenfirmen und Agenturen. Aber das musste ich ihr versprechen.“

Repertoire und CDs

Es scheint so, dass das klassisch-romantische Kernrepertoire den Schwerpunkt von Sophie Pacinis Wirken ausmacht. Sie bejaht und fügt hinzu, dass sie in der letzten Zeit auch viele Werke von Schostakowitsch spiele. Lag dieser Schwerpunkt auch an den Lehrern? „Die Liebe zur Musik von Chopin gab es schon sehr früh. Diese Musik war für mich immer eine Art von Alltagsfilter.

Den gesamten Artikel lesen Sie in Ausgabe 3-2023 von PIANOenws.

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