Pianonews 03 / 2020

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Maroussia Gentet

Neue Werke mit alten Meistern verbinden

Von: Carsten Dürer

Als sie noch klein war, verfiel sie der Musik der Moderne. Diese Liebe, übertragen auf das Klavier, hielt für die Französin Maroussia Gentet bis heute. Dass sie auf diese Weise und mit dieser Vorliebe 2018 den Internationalen Klavierwettbewerb in Orléans gewinnen konnte, der der Musik des 20. und 21, Jahrhundert gewidmet ist, schien also nur eine Frage der Zeit zu sein. Nach diesem Wettbewerbsgewinn und etlichen Konzerten, die sie bereits in ihrem Heimatland spielte, hat sie sich mittlerweile auch in einigen Städten Deutschlands dem Publikum vorstellen können. Wir trafen die junge Pianistin nach einem Konzert in Düsseldorf und wollten von ihr weit mehr erfahren, als das, was man ohnehin über sie weiß.

Am Vorabend unseres Treffens im Hotel hat sie im Düsseldorfer Schumann-Saal ein besonders interessantes Konzert gespielt. Beginnend mit der Beethoven-Sonate Op. 14 Nr. 1, gefolgt von Auszügen aus den „Tangata Manu“ des Italieners Marco Stroppa (1959) und der „Invocation“ des Argentiniers Alex Nante (* 1992), das er für die Pianistin geschrieben hat. In der zweiten Programmhälfte folgte dann die Beethoven-Sonate Op. 14 Nr. 2 und Ravels Zyklus „Miroirs“. Es war beeindruckend mitzuerleben, wie das Publikum auf dieses Programm reagierte: Aufmerksam und mucksmäuschenstill lauschte man nach der Beethoven-Sonate den modernen Werken und Gentets Idee der Kombination schien aufzugehen.

Die Entwicklung

Es ist noch früh am kommenden Morgen, doch als Maroussia Gentet in die Hotellobby kommt, gibt sie zu, dass sie nach mehreren Tagen des Konzertierens nicht sonderlich viel schlafen kann. Das Adrenalin ist immer noch in ihr und hält sie wach. In Lyon ist die heute 28-Jährige geboren und dort hat sie auch ihre wichtigsten Ausbildungsschritte vollzogen. Doch wie kam sie eigentlich zur Musik, speziell zum Klavier? Waren es die Eltern, die ihr das nahebrachten? „Meine Eltern waren interessiert an jeglicher Art von Kunst. Ich habe zwei Schwestern, und als wir noch klein waren, nahmen sie uns in etliche Konzerte mit, brachten uns in Ausstellungen. So war ich schon in ganz jungen Jahren in einer künstlerischen Stimmung“, sagt sie lächelnd. „Als ich vier Jahre alt war begann ich das Klavierspiel als Basis meiner musikalischen Entwicklung und ich verliebte mich sofort in dieses Instrument und wollte sofort Pianistin werden.“ Zuhause hatte sie damals noch kein Klavier. „Zu Beginn hatte ich ein digitales Klavier, aber selbst von diesem war ich absolut fasziniert“, sagt sie und lacht auf. Erst als sie auf das Konservatorium in Lyon kam, zwei Jahre später, erhielt sie ihr erstes akustisches Klavier.

Zu Beginn brachte ihr noch ihre Mutter die Grundkenntnisse auf dem Klavier bei, die eine Amateur-Pianistin ist, danach erhielt sie erst einmal privaten Unterricht. Zu jung war sie, um bereits aufs Konservatorium zu gehen. Konservatorium ist allerdings in Frankreich eine allgemeine Bezeichnung für Musikschule, die sie dann mit sechs Jahren begann. Ihre Ausbildung auf dem Conservatoire National de Lyon, der eigentlichen Hochschule, konnte sie mit 13 Jahren beginnen. Dort schloss sie auch ihr Studium ab. Doch dann zog es auch Gentet nach Paris. „Zuerst bin ich beständig zwischen Lyon und Paris hin und hergefahren, seit fünf Jahren aber lebe ich nun auch in Paris. Ich hatte Rena Shereshevskaya getroffen, die an der Ecole Normale de Musique de Paris – Alfred Cortot unterrichtete. Es war eine unglaublich wichtige Zeit für mich, denn sie hatte eine großartige Klasse.“ Danach wollte sie noch ihren künstlerischen Abschluss machen und ging dann noch auf das Conservatoire Nationale Superieur in Paris. „Dort arbeitete ich mit Claire Désert und Florent Boffard.“ Doch schon dort kam eine Spezialisierung auf: „Zuerst war es eine rein klassische Ausbildung, doch dann belegte ich das spezielle Programm für zeitgenössische Musik. Man hat die Gelegenheit in einem Ensemble für zeitgenössische Musik zu spielen – und so war das eine wunderbare Möglichkeit, mich auf den Wettbewerb in Orléans vorzubereiten.“

Sicherlich ist sie zu Beginn ihrer Klavierstudien mit dem „normalen“ Kernrepertoire aufgewachsen. Wer aber brachte ihr erstmals das Interesse an zeitgenössischer Musik nahe? Die Antwort erstaunt: „Ganz am Anfang war dies bereits. Mein Vater, der ein großer Musikliebhaber ist, hörte immer Messiaens ‚Vingt Regard sur l’Enfant-Jésus‘“, erklärt sie lachend. „Ich hörte diese Musik also viel, als ich 10 Jahre alt war, und mochte sie sehr. Durch Zufall entdeckte ich dann die Klaviersonate von Henri Dutil-leux und war vollkommen begeistert. Seither war es mein Traum diese Sonate zu spielen.“ Da war sie 12 Jahre alt. „Mit 14 Jahren begann ich dann diese Sonate einzustudieren und auch aufzuführen. Danach kamen die Etüden von György Ligeti, da sie natürlich für einen klavierspielenden Teenager vor allem aufgrund ihrer Virtuosität sehr ansprechend sind.“ Die Lehrer ihrer jungen Jahre allerdings unterstützten ihre so stark ausgeprägte Liebe zur zeitgenössischen Musik nicht immer mit Enthusiasmus. „Meine Lehrer sagten, ich müsse auch klassisches Repertoire spielen und aufführen. Heute denke ich, dass sie recht hatten, denn wenn man 15 Jahre alt ist, muss man auch das klassische Repertoire spielen. Und so kam es, dass ich in dieser Zeit dann auch Beethoven für mich entdeckte. Ich begann die ‚Hammerklavier-Sonate‘ zu spielen. Es war ungefähr zur selben Zeit, als ich für mich die zeitgenössische Musik so richtig entdeckte. So ist dieses Interesse irgendwie immer schon verbunden miteinander.“ Kein Wunder, denn gerade die „Hammerklavier-Sonate“ ist extrem modern in ihrer Aussage. „Ja, ich finde, dass man diese Sonate von Beethoven sehr leicht mit der Musik von heute verbinden kann. Wir haben ja eigentlich den Trend, dass wir gerne die Musik von heute zurückgewandt mit alter Musik verbinden wollen. Aber bei Beethoven geht es auch in die andere Richtung. Denn er klingt oftmals moderner als die Werke zeitgenössischer Komponisten.“ Und schon ist klar, dass im klassischen Repertoire Beethoven ihr meist bewunderter Komponist ist. Gentet spielt zwar auch Mozart und Haydn, aber seltener: „Ich denke, ich habe momentan meinen Fokus im Kernrepertoire mehr auf der romantischen Musik, ich liebe Schumann, Chopin und so weiter.“

Zwar hat sie ihre Instrumentalstudien schon abgeschlossen, aber momentan arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit. „Es ist ein Projekt, das Schauspiel und Musik miteinander verbindet. Ich versuche darzustellen, wie man eine Aktion auf der Bühne mit authentischen Gesten darstellt. Das ist ein Thema, das stark mit Theateranthologie verbunden ist, wie man seinen eigenen energetischen Fluss moduliert. Ich denke, es passt extrem gut zur Interpretation von zeitgenössischer Musik, wie man die sehr komplexen Rhythmen ausdrückt, wie man sie sie in einen organischen, energetischen Fluss bringt.“

Das vollständige Gespräch lesen Sie in der Ausgabe 3-2020 von PIANONews.

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