Pianonews 02 / 2019
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Grandiose Teamarbeit
Marc-André Hamelin nimmt Samuel Feinbergs Sonaten auf
Von: Carsten Dürer
Der russische Pianist Samuel Feinberg (1890–1962) war einer der großen Pianisten der russischen Klavierspieltradition, die sich zurück über Alexander Siloti, Franz Liszt, Carl Czerny auf Beethoven berief. Doch neben seinem Klavierspiel und seiner vor allem pädagogischen Tätigkeit am Moskauer Konservatorium, schrieb Samuel Feinberg auch eigene Werke für Klavier. Aufgrund seiner intensiven Beschäftigung mit Bach entstanden etliche Transkriptionen für Klavier sowie etliche Einzelwerke. Aber es sind auch drei Klavierkonzerte und 12 Klaviersonaten überliefert. Die ersten sechs von diesen Sonaten hat sich der kanadische Pianist Marc-André Hamelin nun vorgenommen, um sie im Berliner Teldex-Studio einzuspielen. Wir hörten bei den Aufnahmen zu und trafen den Pianisten zum Gespräch über Feinberg.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Hamelin mit Feinberg beschäftigt. Auf der CD „Die Klavierkomponisten“ hat er bereits eine „Berceuse“ und eine Bach-Transkription eingespielt – neben vielen anderen Werken. Dies allerdings, so erklärt er uns, hatte einen anderen Hintergrund: „Das war etwas vollkommen anderes, denn diese CD war eigentlich für ein Buch gedacht, das ein Freund von mir vorbereitete. Er wollte über acht Komponisten-Pianisten schreiben, die einen Bezug zueinander hatten und auch zu mir als Pianist. Die Originalidee war es also, dieses Buch mit der CD zu verkaufen. Aber letztendlich ist das Buch viel später erschienen, als die CD. Und dennoch ist diese CD stark mit dem Buch verbunden. Aber all dies hatte nichts mit dem Sonatenprojekt von Feinberg zu tun. Zudem sprechen wir über eine Zeit, die über 20 Jahre her ist.“
Vorbereitungen
Als wir im Teldex-Studio eintreffen, ist es 11 Uhr, der erste des auf drei Tage angesetzten Aufnahmeprojekts. Im Regierraum geht es noch locker zu: Marc-André Hamelin spricht und witzelt mit Andrew Keener, dem Produzenten, und mit Arne Akselberg, dem Tonmeister. Er ist entspannt, hat aber aufgrund einer zu kurzen Nacht, leichte Kopfschmerzen. Noch am Vortag hatte er, nach einigen Wochen auf Tour in Europa, einen Meisterkurs an der Musikhochschule in Detmold abgehalten. „Das ist mein letztes Projekt in diesem Jahr“, erklärt er lächelnd. Und das soll bedeuten: Ab heute muss ich mich nur noch um diese Aufnahme kümmern.
Die Mikrofonierung hat Arne Akselberg bereits vorgenommen. Andrew Keener und Marc-André Hamlin kennen sich von fast 60 Aufnahmeprojekten so gut, dass man trotz des recht anspruchsvollen Repertoires locker ist. Auch Martin Jerabek, der verantwortliche Klaviertechniker ist vor Ort und bleibt die gesamte Aufnahmesitzung im Studio. Er hat den Flügel bereits auf die Wünsche des Pianisten eingerichtet. Mit einer leichtgängigen Ansprache der Mechanik, einem wunderbar ausgeglichenen sowie voluminösen und warmen Klang. So erlebt man es selten, dass der Pianist sich nur noch auf das Spiel konzentrieren muss, auf die Musik. Dass alles stimmt, alles vorbereitet ist, wenn der Künstler eintrifft.
Im großen Aufnahmestudio stehen etliche Mikrofonpaare zur Mischung des Klangs um den Flügel herum. Arne Akselberg hat sie so aufgebaut, wie er denkt, dass man den Klang des Flügels am besten abmischen kann. Er lässt sich diesbezüglich gerne spätere Optionen offen, anstatt sich von Anfang an mit nur zwei Mikrofonpaaren zu limitieren.
Nachdem sich alle mit Wasser versorgt haben, geht es schon los. Hamelin ist begeistert von dem Steinway-D-Flügel, der einen grandiosen Klang vorweist. „Die Mechanik ist grandios, genau so wie ich es mag“, erklärt er. Und auch im Regieraum hört jeder sofort, wie vollvolumig der Klang dieses Flügels ist. Es ist einer von zwei Steinway-Konzertflügeln, die das Teldex-Studio besitzt, der jüngere, der kaum älter als zwei Jahre ist. Auch das ist ein Glücksfall.
Hamelin beginnt sich für die Aufnahme der ersten Sonate einzuspielen. Dabei fällt ihm etwas an der Einstellung des Una-Corda-Pedals auf, und er bittet Martin Jerabek noch einmal an den Flügel. Und es wird sich bei dieser hochromantischen Musik noch zeigen, dass eine gute Einstellung der Pedale fast unabdingbar ist, um all die Facetten dieser so hochdramatischen Musik herauszuarbeiten.
Samuel Feinbergs Sonaten
Die ersten beiden Sonaten lassen durchaus noch den Einfluss eines Alexander Skrjabin erkennen. Beide sind einsätzig, sind in ihrer Klangsprache aber vielleicht der Musik Nikolai Medtners näher als anderen Kompositionen zur Zeit Feinbergs. Vor allem das Narrative ist es, was den Zuhörer sofort einnimmt, ihn führt und nicht mehr loslässt. Auch die Dauer von knapp 15 Minuten für diese beiden Sonaten zusammen zeigt schon, dass Feinberg zu dieser Zeit am Beginn des 20. Jahrhunderts noch auf einer Art Suche nach einem eigenen Stil war.
Den gesamten Artikel lesen Sie in PIANONews 2-2019.