Hybrid – warum überhaupt?

Liebe Klavierliebhaberinnen und Klavierliebhaber,

immer wieder liest man von Hybrid-Klavieren (oder im eingedeutschten Englisch auch immer wieder Hybrid-

Pianos) und stellt sich unweigerlich die Fragte, was das eigentlich bedeutet. Denn letztendlich ist der

Begriff „Klavier“ unweigerlich mit einem akustischen und damit auch einem deutlich definierten Hintergrund

belegt. Dieser Begriff ist natürlich Deutsch und stammt – wie die meisten wissen – von dem Wort „Claves“ ab,

was nichts anderes als „Taste“ meinte. Also ist das Klavier ein akustisches Tasteninstrument. „Hybrid“

bedeutet „Gebündeltes, Gekreuztes oder Gemischtes“. Der Begriff selbst stammt vom lateinischen „Hybrida“ ab

und bedeutet „Mischling“. In anderen, vor allem technischen Bereichen, haben wir diesen Begriff längst als

gegeben hingenommen. So im Automobil-Sektor, wo Brennstoffmotoren mit elektrischem Antrieb vermischt werden.

Oder in der Energiegewinnung, wo Wind- und Sonnenergie gekoppelt auftreten. Selbst vermischte Verbindungen

aus unterschiedlichen Kunststoffen und Metallen nehmen wir als „normal“ hin.

Nun kommen aber Instrumenten-Hersteller seit dem Zeitalter der Digitalisierung immer wieder auf die Idee,

das akustische Klavier mit einem digitalen zu verbinden. Warum dies? Nun, zum einen sind die Vorteile für

den Gebrauch von digitalen Klavieren längst klar: Spielen über Kopfhörer, vielfache Möglichkeiten von

weiteren digitalen Klängen im Instrument, das Aufnehmen des Gespielten, etc. Schon lange gibt es allerdings

Verbindungen von dieser Art digitaler Klaviere mit akustischen. Schon 1987 hatte man bei dem deutschen

Klavierhersteller Seiler in Kitzingen das Patent entwickelt, dass man ein akustisches Klavier mit einem

elektrischen Klavier verbindet und hat mit diesem „DuoVox“-System die erste heute als Silent-Funktion

kreiert, bei der die Hammerstile mit einer Stopperleiste aufgehalten werden, bevor sie auf die Saiten

treffen, und zeitgleich erklingt das elektrische Klavier. Die Silent-Pianos waren geboren worden, die sich

heute besser denn jemals zuvor verkaufen.

Doch eigenwilligerweise – wie man schon an der Namensgebung erkennt – sprechen die Hersteller in diesem

Bereich nicht von Hybrid-Instrumenten. Vielmehr ist dieser Begriff von den Herstellern der digitalen

Klaviere eingeführt worden. Kawai hat früh ein Digital-Piano vorgestellt, das neben einer vollständigen

Mechanik eines akustischen Klaviers auch ein aufwendiges Gehäuse aufwies, über das der Klang transportiert

wurde. Doch unter Hybrid-Instrumenten versteht man grundsätzlich vor allem Digital-Pianos mit kleinen

Eigenschaften des akustischen Instruments, also solche, die eine Mechanik oder einen Resonanzboden vom

akustischen Bruder übernehmen. Das ist wirklich eigenartig, denn die genannten Silent-Instrumente sind weit

mehr hybride „Mischlinge“. Oder auch die Idee des AudioForte von Schimmel und nun dem TansAcoustic-Piano,

bei dem mittels elektronische Elemente der Resonanzboden eines akustischen Instruments als Schallkörper für

digital gespeicherte Klänge genutzt wird, ist ein wirklich hybrides Instrument. Warum also nennt man sie

nicht so?

Nun, wahrscheinlich sind alle Hersteller daran interessiert, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben und daher

entwickeln sie eigene Namen für diese Art von Verbindungen. Aber das, was heutzutage als Hybrid-Instrumente

bezeichnet wird, sind mehr digitale, als wirklich gute hybride Instrumente.

Sicherlich sind wir noch lange nicht am Ende der Mischungen, denn die Hifi-Industrie wurde bislang nur zu

einem kleineren Teil in die Entwicklung und Vermischung integriert … und auch die sich schnell

weiterentwickelnde Computertechnologie bietet immer wieder neue Möglichkeiten, interessante Eigenschaften

mit dem akustischen Instrument zu verbinden. Was aber letztendlich immer gleich bleibt: Der akustische Teil

der echten Hybrid-Instrumente, denn dieser ist fast seit Jahrhunderten in ihren Grund-Techniken wirklich

gleich geblieben.

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