Pianonews 02 / 2015

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Jörg Demus

Für das Klavier geboren

Von: Carsten Dürer

1928 geboren, gehört der österreichische Pianist Jörg Demus einer Generation von Künstlern an, die wie aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Aber wenn man Demus spielen hört, dann weiß man, dass genau diese Generation das Klavierspiel derartig verinnerlicht hat, dass man sich fragt, warum so wenige unter den jüngeren Pianisten in dieser Art zu spielen verstehen, konzentriert auf das Wesentliche, mit einer so einfühlsamen Phrasierung, dass der Klang, der da produziert wird, genau zur Stimmung und zu der Aussagekraft passt – als ob der Komponist gerade selbst die Musik erdenken würde. Mit einer immensen Karriere seit den 1950er Jahren gehört dieser Pianist unter die großen Alten, die bis heute auf den Bühnen spielen. Wir wollten mehr von diesem Pianisten erfahren, der unter anderem bei Walter Gieseking und Yves Nat studierte, der weit über 300 Schallplatten und CDs eingespielt hat und mit Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf, Elly Ameling gearbeitet hat und der neben seiner pianistischen Laufbahn auch komponiert. Wir besuchten Demus in seiner Wiener Wohnung, um uns mit ihm zu unterhalten.

Als ich in sein Musikzimmer in seiner Wiener Wohnung eintrete, frage ich ihn, wie es ihm ginge. Sofort antwortet er: „Dem Alter entsprechend. Ich werde ja bald 86 Jahre alt und ich spüre jede Minute dieser 86 Jahre.“ Er lächelt spitzbübisch, wie er es häufiger tut. Da wir im Oktober 2014 bei ihm sind, steht der 86. Geburtstag am 2. Dezember noch aus. Demus ist ein Wiener durch und durch … betont auch immer wieder, dass ihm einige Begriffe, die ich beim Gespräch in meinen Fragen verwende „zu deutsch“ klingen. Er ist liebenswürdig und dankbar für die Gabe, die er erhalten hat, das Klavier so zu spielen, wie er es tut.
In seinem Musikzimmer seiner Wohnung, in der er über 50 Jahre lebt, steht ein alter Bösendorfer-Flügel und ein wunderbares Bösendorfer-Klavier in Nussbaum-Furnier, das er besonders liebt, wie er zugibt, da es einen Klang habe, den es heute einfach nicht mehr gäbe. Doch auf Instrumente, seine Leidenschaft für historische Klaviere und Flügel und seine Sammlung kommen wir erst noch zu sprechen.

Die Anfänge

Wie war das damals, als Jörg Demus 1928 in St. Pölten geboren wurde? War St. Pölten ein guter Ort für Musik, immerhin ist es kein Zentrum in Österreich? „Gott sei Dank bin ich in eine musikalische Familie geboren worden, vor allem von Mutterseite. Mein Großvater musste Rechtsanwalt werden, als Broterwerb, gefordert von seinen Eltern. Aber die Liebe zur Musik war sehr groß, er hat gut Klavier gespielt und einen Ehrbar-Flügel besessen. Er war ein großer Wagnerianer“, erklärt er nicht ohne Stolz. „Meine Mutter hat ein komplettes Violinstudium beim damaligen Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, Karl Brill, absolviert. Danach war sie zuerst Konzertgeigerin und hat dann auch unterrichtet. Sie war auch Konzertmeisterin des Orchesters in St. Pölten, besaß eine Landolfi-Geige … Als ich dann sechs Jahre alt war und mein etwas älterer Bruder schon Klavier gespielt hat, wollte ich auch anfangen. Unsere Großtante Grete wohnte neben uns, nur von unserem Zaun getrennt. Sie war von Beruf Klavierlehrerin. Und so wünschte ich mir zum sechsten Geburtstag, dass ich Klavierunterricht erhalte. Meine Eltern sagten, dass es wohl ein bisschen früh wäre, da ich bereits mit fünf Jahren eingeschult worden war … Aber dann haben sie doch zugesagt. Nach einem halben Jahr konnte ich dann schon den ‚Rundgesang‘ aus Schumanns ‚Album für die Jugend‘ spielen, das auch mein Bruder spielte, der aber schon ein Jahr länger Unterricht hatte. Und da hat das Nachbars-Mädchen gerufen, die uns spielen hörte: Das spielt der Jörgi schon besser als der Klausi. Und das war das Ende des Klavierspiels vom Klausi.“ Er lächelt und erklärt, dass dies überhaupt nicht böse gemeint ist, sondern er ein enges Verhältnis zu seinem „lieben Bruder“ hat. Immerhin spielte er danach Cello. Warum war es denn letztendlich das Klavier? Immerhin hätte er mit dem Vorbild der Mutter auch die Geige wählen können. „Habe ich ja auch versucht. Ich hatte zwei Stunden bei ihr und erkannte sofort: Nein, das will ich nicht spielen, die Grundhaltung für dieses Instrument gefällt mir nicht. Ich bin also kein allgemeines Musiktalent, sondern bin tatsächlich für das Klavier auf die Welt gekommen.“ Wieder dieses verschmitzte Lächeln, das Humor und viel Überzeugung gleichzeitig ausdrückt. Und sofort fügt er an: „Und das mit dem Klavier werde ich im nächsten Leben wieder genauso machen.“
Als der Vater, der Kunsthistoriker war, in Wien Präsident des Denkmalamtes wurde, zog die Familie in die österreichische Metropole. Da war der kleine Jörg gerade einmal 10 Jahre alt. „Zu dieser Zeit kam es dann dazu, dass man darüber redete, dass ich in die Musik-Akademie in Wien aufgenommen werden sollte. Die hatten aber eine Alters-Mindestgrenze von 12 Jahren, ich war aber erst 11 … Aber man nahm mich auf, da ich schon Privatunterricht bei meinem Lehrer, Walter Kerschbaumer, einem Schüler von Moritz Rosenthal, erhalten hatte. Und er erkannte, dass ich ein schnelles Verständnis habe. Und so habe ich von 11 Jahren an ganz ernsthaft gearbeitet.“ Eine Aufnahmeprüfung musste er aber dennoch absolvieren, die allerdings eher lächerlich war, wie er am Instrument demonstriert: „Man sagte: ‚Wir haben gehört, du hast das absolute Gehör, dann sag uns doch, welcher Ton das ist‘ … ich erkannte ihn sofort. Nach einem weiteren angeschlagenen Ton auf dem Klavier, den ich zu bestimmen wusste, hatte ich bestanden.“ Allerdings spielte er damals schon Mozart-Sonaten und anderes, das der Lehrer kannte und über das Demus heute sagt: „Ich spielte halt das Repertoire eines normalen 10- bis 12-Jährigen. Ich war nicht besonders, sondern meine Begabung lag wohl darin, dass ich sehr schnell auffassen konnte.“ War er damals auch schon fleißig – mit dem Üben? „Ich habe ja zeitgleich das Gymnasium besucht, das doch einiges an Arbeit machte. Aber – wie ich zu sagen pflege – war ich vom Krieg begünstigt. Es waren viele Schulen ausgebombt, dass wir entweder nur vormittags oder nur nachmittags Unterricht erhielten. Das hat mir Zeit zum Üben gelassen.“ Allerdings bestimmten seine Eltern, dass er nicht mehr als dreieinhalb Stunden üben dürfe, man wollte, dass Jörg Demus eine normale Kindheit verlebt, mit der Familie in den Wiener Wald geht, abends Gesellschaftsspiele spielt. „Ich hätte lieber mehr geübt“, sagt er lächelnd. Kurz vor Kriegsende, 1945, konnte er nach nur vier Jahren eine Reifeprüfung ablegen.

Das vollständige Porträt lesen Sie in Ausgabe 2-2015 von PIANONews.

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